Du ungeschminckter Freund
bedarfst der Wüntsche nicht,
Die Schein und Heucheley an
Ort und Tage binden;
Die Tugend weis vor sich mehr
Glück und Heil zu finden,
Als immermehr ein Kiel
erlogner Treu verspricht.
So wahr du Warheit liebst, so
wahr verflucht die Pflicht
Von meiner Redligkeit
dergleichen Modesünden.
Die Reime, so sich jetzt nur
dir zu Dienste winden,
Bedencken blos das Band, woran
die Freundschaft flicht.
Dein Geist erlangt bereits das
höchste Gut auf Erden;
Was ihn vergnügen kan, das
steht in deiner Macht.
Doch da wir auf die Welt auch
Leiber mitgebracht,
Die sonder unsre Schuld gar leicht
getrofen werden,
So glaub ich, (pflegt ein Gott
die Inbrunst einzusehn,)
Durch beygefügten Wuntsch sey
nichts umsonst geschehn.
Mein Daphnis, meine Lust, mein
Trost, mein Jonathan,
Dem ich, o könt es seyn, mein
Leben gern verschriebe,
Mit dem ich Tag vor Tag mich
in der Weißheit übe,
Auf deßen Freundtschaft ich
das Unglück trotzen kan,
Ja, der mir jetzt mehr Guts
als ich mir stets gethan,
Sind die in dieser Brust dir
eingeweihten Triebe
Mir nicht viel köstlicher als
brünstge Frauenliebe,
So greife mich der Zorn des
höchsten Wesens an.
Hoch schwör ich durch den
Kiel, noch höher in Gedancken,
Die Treue schliest sich hier
in sechzehn Zeilen ein.
Allein mein reines Herz
erlaubt mir keine Schrancken
Und läßt mich wenigstens hier
keinen Dichter seyn,
Weil ich, du siehst es selbst,
mit niedrigem Gesange
Durch die mit Fleiß versäumte
Kunst
Nur eines einzgen Birnbaums
Gunst
Mehr als den ganzen Wald des
Helicons verlange.
1695 – 1723 (an
seine Magdalis)
Mein
Kind, was zweifelst du an meiner Redlichkeit,
Die
ihresgleichen doch in deiner Brust verspüret?
Wo
meiner Adern Blut nur einen Tropfen führet,
Der
sich nicht tausendmal vor dich zu sterben freut,
So wünsch
ich ihm den Fluch, den Ebals Felsen dräut
Und
Kain Fuß erfährt; der Stern, so mich regieret
Und
dessen Trieb in mir die reine Glut gebieret,
Folgt
nicht wie ein Planet dem Wechsel dieser Zeit.
Mein
Sinnbild ist ein Ring, der Denkspruch: sonder Ende;
Der,
wer nicht ewig liebt, der liebet nimmermehr.
Mein
Engel, gibst du nun dem Argwohn kein Gehör,
So
lege mir dein Herz in die getreuen Hände.
Ich
sichre, diesen Schatz wird deinem Saladin
Kein
Räuber, kein Verlust, auch nicht der Tod entziehn.
1695 – 1723
Das
Glücke muß vorwahr mich als sein Schoßkind lieben
Und
das Verhängnis mich zu quälen müde sein,
Weil
du, getreues Kind, mir nach so mancher Pein
Dein unverfälschtes
Herz zum Eigentum verschrieben.
Mein
Schiff, das Wind und Meer an manchen Fels getrieben,
Lauft
den Vergnügungsport mit vollen Segen ein,
Und
meine Hoffnung kan sich schon im Geiste freun,
Nachdem
dein freies Ja den Zweifel aufgerieben.
Versiegle
nun den Bund durch einen feuchten Kuß,
Bis
dich des Priesters Hand mir völlig überreiche,
Und
glaube, daß mich selbst der Himmel strafen muß,
Wofern
mein Wankelmut dein Bild in mir verstreiche.
Drum
liebe nur getrost; denn die Beständigkeit
Wirkt mir
den Hochzeitrock und auch das Leichenkleid.
Nichts
anders leget sich die Blumengöttin an,
Wenn
ihr der nahe Lenz die Widerkunft erlaubet,
Als
meine Magdalis, von der man heute glaubet,
Sie
habe der Natur es weit zuvor gethan.
Der
Neid, so nichts an ihr als dieses tadeln kan,
Daß
sie die Schönheit auch mit ihrer Schönheit schraubet,
Wird
von der Majestät selbst des Gesichts beraubet
Und
findet nichts um sie vor seinen Lästerzahn.
Ach,
wohlgestaltes Kind, dein Halstuch tröstet mich,
Weil
es die Lieberey der grünen Hofnung träget,
Mein
Wüntschen sey erfüllt, mein Bitten habe dich,
Mein
Seufzen deine Brust zur Gegengunst beweget.
Da nun
dein zarter Flor mir dieses wißend macht,
So ist
mein Kuß bereits aufs Botenlohn bedacht